Der Krieg 2014-2022 aus militärischer Sicht; Krieg in der Ukraine - Krieg in Europa; Der geopolitische Kontext: Modelle und Szenarien; Die Rolle der Türkei; Atomwaffen; Die Ukraine im Spannungsverhältnis; Wie weiter? Friedenslogische Reflexionen; Völkerrechtsfragen; Die Notwendigkeit der Deeskalation; NATO und Neutralität; Europäische Sicherheitsarchitektur; Friedenspolitik auf dem Prüfstand; Das neutrale Österreich als Modell; Um die Ukraine-Krise zu lösen, muss man am Ende beginnen (H. Kissinger)Heinz Gärtner ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien und Mitglied des Advisory Board des International Institute for Peace (IIP).
Der Krieg in der Ukraine schockiert die Nation und die Gesellschaft. Peace for Europe - Friede für und in Europa steht für Solidarität, Freiheit und Friede.
Friedensgipfel ist ein Wort, das große Erwartungen weckt. Aber von Frieden ist die Ukraine noch sehr weit entfernt.
Die Russinnen und Russen verdrängen den Krieg gegen die Ukraine auch jetzt, da er ihnen näher gerückt ist. Sie wollen den Sommer geniessen und hoffen auf Frieden. Ein Spaziergang in Moskau.
KRIEG und Frieden -Ursachen für Konflikte verstehen, Nachrichtenmeldungen und militärische / politische Fachbegriffe verstehen, Ausmalbilder zum Frieden 💕
Zunächst wollte ich diesen Beitrag unter “Kulturelles” listen, wie auch andere Feier- und Gedenktage. Nachdem ich mich ausführlich mit den Hintergründen auseinandergesetzt habe, bin ich der Meinung, dass er in die Spalte Ukraine-Krieg gehört. Entscheide selbst: Welchem Anlass wird am "Tag der Taufe der Rus" gedacht? Am 28. Juli wird in der Ukraine und Russland dem Tag der Taufe der Rus gedacht. Auf Bestreben der russisch-orthodoxen Kirche 2008 in der Ukraine (День хрещення Київської Русі) und 2010 in Russland (День Крещения Руси) als Gedenktag eingeführt, soll der Tag vor allem der Christianisierung der bis dahin heidnischen Reiche gedenken. Seinen Ursprung hat der Gedenktag in der Taufe des Kiewer Großfürsten Wladimir I., der sich am 28.Juli 988 n. Chr. nach byzantinischem Ritus in Chersones, Krim, hatte christlich Taufen lassen. Um die Taufe ranken sich viele Legenden, am wahrscheinlichsten ist, dass die Vermählung mit der christlichen Prinzessin Anna von Byzanz den Anlass zum Konfessionswechsel gab. Warum ist der Gedenktag Taufe der Kiewer Rus problematisch? Seit Jahrhunderten gibt die Kiewer Rus Anlass zu Streitigkeiten, vor allem zwischen der heutigen Ukraine und dem heutigen Russland. Aus der Rus, die ursprünglich im 9. Jahrhundert von normannischen Kriegern aufgebaut wurde, entstanden später die Reiche, welche man heute als Weißrussland, Russland und Ukraine kennt. Russland hat vor allem in jüngster Zeit stets betont, dass Kiew damit die Wiege Russlands sei und insbesondere der Ukraine damit stets ihr unabhängiges Existenzrecht abgesprochen. Russland sieht Kiew und die Ukraine als Teil der russischen Nationalgeschichte. Wenn wir uns Äußerungen von Putin im Verlauf der letzten Jahre anschauen und diese im Kontext der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und vor allem des verheerenden Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine seit dem 24.Februar 2022 sehen, wird klar, dass Putin die “Vereinigung eines Groß- Russlands” seit langer Hand angestrebt und geplant hat. Die Ukraine erhebt Anspruch auf eine eigene, von Russland getrennte Geschichte. Dadurch, dass das Territorium der heutigen Ukraine seit jeher begehrt war (Fruchtbarkeit, geopolitische Lage, Bodenschätze) und es durch zahlreiche Angriffe, Macht- und Herrscherwechsel keinen kontinuierlichen ukrainischen Nationalstaat gab, ist die Kiewer Rus als Ausgangspunkt der heutigen Ukraine umso wichtiger für die ukrainische Staatssymbolik. Seit 1991 ist die Ukraine unabhängig und schafft eine starke Identifizierung der heutigen Ukraine mit der Kiewer Rus! So mit dem Verweis auf die “tausendjährige Staatlichkeit” (seit der Kiewer Rus), der Nationalwährung Hrywnja, deren Namen von der alten Währung der Kiewer Rus stammt und den Bildern der Kiewer Rus Fürsten Wolodymyr und Jaroslaw auf den Geldnoten, sowie dem “Dreizack” als Wappen der bereits im 11.Jahrhundert gebräuchliches Symbol der Kiewer Rus darstellte. Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) hat einen sehr lesenswerten Artikel über das schwierige Erbe der Kiewer Rus veröffentlicht. Eine Kernthese des Artikels fand ich besonders erwähnenswert, nämlich das Streitigkeiten um die “Nationalzugehörigkeit” der Kiewer Rus insofern keinen Sinn machen, da heutige Grenzen, Nationalitäten und auch Bezeichnungen wie “Ukrainer” oder “Russen” auf mittelalterliche Gegebenheiten nicht anwendbar sind, da es nach damaligen Kategorien weder “Ukrainer” noch “Russen” gab. Hinzu kommt der Konflikt um die religiösen Stätten Kiews. Das Kiewer Höhlenkloster (ukrainisch Києво-Печерська лавра; russisch Киево-Печерская лавра) ist eine der bedeutendsten Ansammlungen von orthodoxen Kirchen, Klöstern und Kapellen seit 1990 UNESCO Weltkulturerbe und am Westufer der Dnepr beheimatet. Hier streiten sich die Ukrainische Orthodoxe Kirche,die dem Moskauer Patriarchat unterstellt ist und die Orthodoxe Kirche der Ukraine, die dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellt ist, um die Zugehörigkeit der Glaubensstätten. Dies ist insbesondere relevant, da durch die Spenden der Gläubigen und die Zugänglichkeit für Touristen ein nicht unerheblicher Geldfluss entsteht. Spitze Zungen behaupteten seit jeher, dass ganze Geld der Ukrainisch Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, fließe nach Russland. Dazu gibt es übrigens ein super spannendes Buch, welches die engen Machenschaften des “Heiligen” Milliardärs, Hasspredigers, ehemaligem KGB Agent und oberstem Patriarch Moskaus, Kyrill I. und Putin offenlegt (s. Link* unten). Dekoder-Lab, ein Projekt der Universität Basel und der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, hat dazu einen hervorragenden analytischen Beitrag (kremlin.dekoder.org) veröffentlicht. Das Projekt untersuchte genau, wie Fürst Wladimir I. welcher bis vor Kurzem absolut keine Rolle im russischen Bewusstsein gespielt hat, gezielt von Putin und seinem Machtumfeld in den Jahren vor und während der Annexion der Krim dazu genutzt wurde, eine Zwangseingliederung der Ukraine an “Groß-Russland” vorzubereiten. Die Annexion der Krim, versuchte Putin dadurch zu begründen, dass die Krim durch die Taufe des Fürsten Wladimir in der antiken Stadt Chersones, ähnlichen “sakralen Charakter” habe, wie der Tempelberg in Jerusalem für Juden und Muslime. Während Fürst Wladimir I. es bei Umfragen in Russland im Jahr 2008 nicht mal unter die Top 50 wichtigsten Persönlichkeiten der russischen Geschichte schaffte, forcierte Putin vor allem seit 2014 gezielt mit Briefmarken, Ausstellungen, Historienfilme und populärwissenschaftlichen Geschichtsbüchern die Allgegenwart seines Namensvetters im russischen Bewusstsein. Zum 1000. Todestags Wladimir I. ließ Putin ein umfangreiches und kostspieliges Festprogramm auffahren. Eine imposante Skulptur des Fürsten wurde in Auftrag geben, die nun seit 2016 auf dem Borowitzki-Platz in Moskau steht. In ganz Russland entstehen seit 2013/2014 (Annexion der Krim) Wladimir I.- Monumente am Fließband. 2017 kam eine neue 200 Rubel Banknote in Umlauf, die die antike Stadt Chersones und die annektierte ukrainische (!) Halbinsel Krim zeigen! Die Russen sollten unter Berufung auf den weit verbreiteten orthodoxen Glauben auf die Rechtmäßigkeit der Annexion eingeschworen werden und nachträglich betrachtet, wohl auch auf den Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem Ziel der “Wiedervereinigung” vorbereitet werden. Putin nutzt die mangelnde Kontinuität der ukrainischen Nationalstaatlichkeit bewusst als Argument für seinen Angriffskrieg, mit dem Ziel der “Wiedervereinigung”. Angrenzende Staaten, in denen Putin ebenfalls durch gezielte Propaganda seinen Keil eingeschlagen hat, wie z.B. Moldawien (Transnistrien) oder Georgien (Süd Abschasien und Ossetien) wissen, was dieser Narrativ für die Sicherheit ihrer Nationalstaatlichkeit bedeuten kann. Mit dem Narrativ eines Großrusslands oder einer neuen “Sowjetunion” könnte er zahlreiche Länder angreifen und sich auf alte Landesgrenzen und Zusammengehörigkeit berufen. Zu glauben, Putin würde nach einer gegebenenfalls erfolgreichen Eroberung der Ukraine einfach zufrieden aufgeben, halte ich für brandgefährlich und naiv. Als ich “meine” Ukrainer fragte, ob sie den Tag der Taufe der Rus zu feiern gedächten, wurden sie nachdenklich. Insbesondere in diesem Jahr sei es schwieriger denn je. Der Angriff auf Kiew durch die Russen wurde zwar bisher erfolgreich abgewehrt, aber was will man feiern? Der eigentliche Anlass, die Taufe Wladimirs, hatte die Zwangschristianisierung der slawischen und bis dahin “heidnischen” Bevölkerung zum Anlass. Chronisten berichten, dass die Dnepr, der riesige Fluss der durch Russland, Weißrussland, die Ukraine und die Stadt Kiew fließt, tagelang rot vom Blut der Heiden gefärbt war. So oder so steht dieser Gedenktag also nicht gerade für Toleranz, Völkerverständigung und Einigkeit. “Meine” Ukrainer sagten, als reiner Gedenktag (im Gegensatz zu einem “Feiertag”) sei der Tag dennoch sehr wichtig, eher im Sinne eines Karfreitags, um sich der Geschichte bewusst zu sein und aus ihr zu lernen. Hier sind zwei Bücher die ich zum Verständnis des jetzigen Russlands sehr lesenswert finde! Affiliate-Links verschaffen mir eine kleine Provision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen :)
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Natürlich müssen wir heute schon darüber nachdenken, wie sich die Ukraine wieder aufbauen lasse, sagt die Konfliktforscherin Cynthia Enloe. Aber wer glaube, auf Krieg folge Frieden, liege falsch.
Ukrainische Juden im Ukraine Krieg Es ist mehr als Zynismus, dass bereits mit den Unruhen 2014 die jüdischen Gemeinden der Ukraine gezielt von der russischen Propaganda missbraucht wurden, um das antisemitische und faschistische Narrativ gegen die ukrainische Regierung aufzubauen. Damals häuften sich Angriffe auf Juden und Synagogen vor allem in Kiew und im Osten der Ukraine. Die jüdischen Gemeinden bauten z.T. Selbstschutzgruppen auf. Viele Juden vermuteten damals schon, dass die Übergriffe planmäßig durch pro-russische Separatisten ausgeführt wurden, um der ukrainische Regierung die antisemitischen Übergriffe vorwerfen zu können. Tatsächlich unterstützten die ukrainischen Behörden damals jedoch bereits den Aufbau der Selbstschutzgruppen wie der Deutschlandfunk 2014 berichtete. Traurige Ironie, dass der russische Angriffskrieg nun viele ukrainische Juden ausgerechnet nach Deutschland in die Flucht treibt, dem Land, dass den millionenfachen faschistischen Mord an Juden während des zweiten Weltkriegs zu verantworten hatte... Laut der vereinten Nationen floh seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs jeder 10. Jude aus der Ukraine. Knapp 30.000 der geschätzt 300.000 ukrainischen Juden sollen seit Kriegsbeginn ausgereist sein. Israel sei laut Aron Schuster, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) das Zielland Nummer eins der fliehenden Juden, wobei Deutschland seiner Schätzung nach sehr dicht daran sei (vgl. Süddeutsche Zeitung, “Viele ukrainische Juden fliehen nach Deutschland”, 15.04.2022). Einige der jüdischen Flüchtlinge sind noch Überlebende der Shoah, dementsprechend sind sie sehr alt und benötigen besondere Unterstützung. Die Ukraine war einer der Hauptschauplätze jüdischen Leids während des zweiten Weltkriegs. Traurige Berühmtheit erlangte die Schlucht von Babyn Jar in Kiew. In einem 2 tägigen Massaker wurden mehr als 33.000 Jüdinnen und Juden grauenvoll ermordet. Während des gesamten Russlandfeldzugs der Nazis wurden über 1,5 Millionen ukrainische Juden Opfer des Holocausts. Dies entsprach rund 60 Prozent der jüdischen Vorkriegsbevölkerung. Schätzungen zur Folge haben 45-50 Prozent der heute in Deutschland lebenden Juden ukrainische Wurzeln. Verständlich also, wenn Deutschland trotz der faschistischen Vergangenheit ein Zielort für ukrainische Juden ist. Die über 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland sind gut mit den Ukrainischen vernetzt und die Hilfsbereitschaft ist groß. Hinzu kommt für jüdische Flüchtlinge die Möglichkeit, als sogenannte Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einzureisen und damit das Recht zu erhalten, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Ich finde es unfassbar traurig, dass in diesem ohnehin schon sinnlosen, propagandistisch verdrehten Krieg nun neben allen anderen Kriegsverbrechen die stattfinden, auch noch ein weltweit einzigartiger Ort jüdischen Lebens und Kultur vor allem der jiddischen Sprache zu sterben droht. Das weltweit einst von rund 12 Millionen Menschen, heute nur noch von rund 1,5 Millionen Menschen gesprochene Jiddisch, war und ist eine der wichtigsten Volkssprachen der in Mittel- und Osteuropa beheimateten bzw. stämmigen Juden. Die aschkenasischen Juden (mittel-, nord- und osteuropäische Juden) sprechen Jiddisch bis heute als Gruppen verbindende Sprache in der Diaspora. Muttersprachlich wird es heute zwar fast nur noch in ultra-orthodoxen Gemeinden z.B. in New York, London oder Antwerpen gesprochen. In Israel setzte man bei der Staatsgründung 1948 auf das moderne Hebräisch um das Jiddisch, das mit Verfolgung und Unterdrückung verbunden wurde hinter sich zu lassen. Jiddische Sprache in Osteuropa - Jiddische Kultur in der Ukraine Dennoch blieb Jiddisch gerade in Osteuropa verhältnismäßig lebendig, weil die Juden Osteuropas Jiddisch als Muttersprache schätzten und damit ihre kulturelle Verbundenheit auch in der Literatur, Politik und Presse zum Ausdruck brachten. Bereits auf der Czernowitzer Jiddischen Konferenz im Jahr 1908 erklärten sie Ostjiddisch zur Nationalsprache der Juden. Durch die Shoah wurde die Zahl der jiddisch sprechenden Menschen drastisch reduziert. Unter Stalin wurde die jiddische Sprache und Kultur zunächst gefördert, später dann, wie in Odessa, russifiziert oder ganz verdrängt und vergessen. Etliche jiddische Kulturschaffende und religiöse Funktionäre wurden im Auftrag Stalins hingerichtet. Die absolute Assimilation der Juden in allen kommunistischen Nationalrepubliken wurde forciert. Trotz allem blieben Bukowina, rund um die kulturell bedeutsame Stadt Czernowitz und Ostgalizien, rund um Lemberg / Lwiw, bedeutende Zentren für die jiddische Kultur und die jiddische Sprache. Hier wurde historisch und geographisch bedingt immer schon eine Mischform der Dialekte gesprochen, die sowohl Südost- und Zentraljiddisch umfasste und damit ein wichtiges verbindendes Element darstellte. Seit 1993 fanden in Czernowitz mehrere der jiddischen Sprache gewidmete Konferenzen statt, vor allem mit dem Ziel “den Platz und die Bedeutung des Jiddischen unter den anderen Sprachen der Welt festzustellen und auf die besondere Identifikation der Bukowina-Juden zu achten, welche tolerant, distinktiv religiös und deutschsprachig sind” (Erzehna Dorzhieva, “Die Jiddische Sprachkultur in der Ukraine”, Uni Augsburg). In Lemberg fand das Festival “Tage der jiddischen Sprache und der ostjüdischen Kultur” und wissenschaftlich kulturelle Veranstaltungen wie “Die Perlen der jüdischen Kultur”statt. Über 600 jüdische Organisationen sind in der Ukraine registriert und die Veranstaltungen erfreuen sich nicht nur großer Beliebtheit innerhalb Lembergs und Czernowitz, sondern ziehen aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung auch internationale Gäste und Förderer an. Entgegen des russischen Narrativs einer Juden und Minderheitenunterdrückung in der Ukraine, wurde Jiddisch zusammen mit anderen Minderheitensprachen wie Polnisch, Rumänisch, Bulgarisch, Deutsch (etc.) im Jahr 2010 als offizielle staatliche Minderheitensprache anerkannt. Damit ist es offiziell erlaubt, offizielle Veranstaltungen in eigener Sprache zu führen. Auch wird die jiddische Kultur breit öffentlich gefördert, in dem es z.B. Jiddistik-Kurse und Studiengänge Jiddistik an ukrainischen Universitäten gibt und zahlreiche Wiederbelebungsversuche der Jiddischen Sprache durch Festivals, Ausstellungen, Jüdische Wochen, methodische Bücher, jiddisch-ukrainische Wörterbücher, Romane und Zeitungen auf Jiddisch und die Übersetzung der ukrainischen Nationalhymne auf Jiddisch unternommen werden. Auch im musikalischen Bereich erlebt Jiddisch z.B. durch moderne Klezmar Musik ein Come-Back, wie z.B. das Chor Ensemble Varnitchkes-Folk oder das Orchester der jüdischen Musik um Lew Feldmann. Einige der berühmtesten jüdischen Schriftsteller kommen aus dem Gebiet der heutigen Ukraine. Der “jüdische Mark Twain” Scholem Alejchem zum Beispiel, der in der Nähe von Kiew geboren wurde. Jüdische Schriftsteller aus der Ukraine Aus den Regionen Bukowina und Galizien stammen sogar so überraschend viele hochkarätige deutschsprachige, überwiegend jüdische Schriftsteller, dass das Projekt “Bukowinisch-Galizische Literaturstraße” sie an ihren Lebensorten bekannt machen will (vgl. Jüdische Allgemeine “Zwischen Brody und Czernowitz”, Eugen El, 28.01.2021) . Schriftsteller*innen wie Paul Celan (geboren 1920 in Czernowitz, “Todesfuge”), Joseph Roth (geboren 1892 in Brody, 90 km von Lwiw, “Radetzkymarsch”, “Die Legende vom heiligen Trinker”) oder Rose Ausländer (geboren 1901 in Czernowitz, “Blinder Sommer”) sollen so sukzessive mit Denkmälern und Ausstellungen geehrt werden, damit die Bevölkerung darüber ins Gespräch kommt, die Werke liest und die großartige und reiche Kultur wieder lebendig wird. In Czernowitz und Lemberg sind die jiddischen Wurzeln überall ersichtlich. Aktuell kämpft mit Wolodymyr Selenskyj heldenhaft ein jüdischer Präsident, um das Bestehen seines Landes und des ukrainischen Volkes. Der antisemitische, faschischtische Vorwurf gegenüber der ukrainischen Regierung erschien nie zynischer als jetzt. Wieder Juden auf der Flucht, ein jüdisches Staatsoberhaupt ganz persönlich unter Beschuss. Auf dem Spiel steht die freie Ukraine, das freie ukrainische Volk. Aber diese Ukraine, dieses ukrainische Volk stand in den letzten Jahren, mehr als jedes andere Volk für ein Aufblühen eines inklusiven Nationalstolzes, der eben nicht durch Grenzen erstarkt, sondern durch das Aufweichen von Grenzen, durch das einander Umarmen und Miteinander für positive Veränderungen kämpfen. So wie jüdische und orthodoxe Ukrainer auf dem Maidan gemeinsam gegen Janukowitsch protestiert haben. Nun kämpfen Ukrainer*innen ungeachtet aller Glaubensrichtungen, sozialer Schichten und ethnischer Zugehörigkeit für eine freie demokratische Ukraine. Ich glaube und hoffe, dass dieser Krieg neben all dem Leid und der unfassbaren Zerstörung eine ganz große Einigkeit unter den Ukrainern bringen wird. Vielleicht hat die Ukraine die Chance, ein wahrhaft geeintes Land zu werden und stärker denn je aus dem Krieg hervorzugehen. Egal zu welchem Gott, aber ich bete genau dafür. “Ще не вмерла України і слава, і воля, Ще нам, браття молодії, усміхнеться доля. Згинуть наші воріженьки, як роса на сонці. Запануєм і ми, браття, у своїй сторонці…” (1. Strophe, Ukrainische Nationalhymne, ukrainisch) אוקריינא ס כבוד און פרייהייט זענען נישט טויט נאָך, דער גורל וועט אונדז שמייכלען, יונגע ברידער. אונדזערע שונאים וועלן אומקומען ווי טוי אין דער זון. לאָמיר, ברידער, הערשן אויף אונדזער זייַט. aukreyna s khbud aun freyheyt zenen nisht toyt nokh, der gurl vet aundz shmeykhlen, iunge brider. aundzere shunim veln aumkumen vi toy in der zun. lomir, brider, hershn aoyf aundzer zayt. (1. Strophe, Ukrainische Nationalhymne, Jiddisch / Hebräische Schrift, darunter lateinische Transliteration) “Ruhm und Wille der Ukraine sind noch nicht tot, das Schicksal wird uns zulächeln, junge Brüder; unsere Feinde werden wie Tau in der Sonne zugrunde gehen, wir, Brüder, werden im eigenen Lande herrschen…” (1. Strophe, Ukrainische Nationalhymne, Deutsch) Wenn du dich weiterführend mit Antisemitismus in der Sprache beschäftigen möchtest, oder direkt richtig Jiddisch lernen möchtest, dann habe ich dir hier ein paar weiterführende Bücher verlinkt. Dies sind Affiliate Links. Wenn du über diesen Link bei Amazon kaufst, entstehen dir dadurch keine zusätzlichen Kosten, aber ich bekomme eine kleine Provision, die mir hilft den Blog weiter zu betreiben (und vielleicht eines fernen Tages im überkrassen Luxus zu schwelgen- Wer weiß :) Hier gibt es auch einen spannenden Schreibtrainer für Hebräisch, da Jiddisch ja auf Hebräisch geschrieben wird:
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