Ja, Brennnesseln blühen. In echt! Die Blütenstände kennt wohl jeder, flüchtig, vom Vorbeigehen, aber kaum einem fallen sie so richtig auf. Und kaum einer kommt auf die Idee, die blühenden Brennnesseln in Zuckerwasser anzusetzen und einen Sirup daraus zu machen. Einen Sirup, der wunderbar anders schmeckt und auch so aussieht: Rosa nämlich. Ja! In echt! Durch Zufall bin ich drauf gekommen, vergangenen Sommer. Da strömte der erste Brennnesselsirup meines Wildkräuterlebens völlig überraschend in einem wunderhübschen Rosa in die Bügelflaschen. Ein richtiger Mädel-Sirup - ich war entzückt und bin es heute noch. Und ich habe auch eine Vermutung, woher das Rosa kommt: Von den rötlich gefärbten Stängeln der Großen Brennnessel. Und diese wiederum könnten mit dem hohen Eisengehalt der Pflanze zu tun haben. Aber sicher weiß ich es nicht. Hm. Das wäre eine Frage für Wolf-Dieter Storl gewesen, den bekannten und markanten Ethnobotaniker aus dem Allgäu … Wolf-Dieter Storl war vergangenen Freitag bei Sonnentor in Sprögnitz zu Gast, ebenso wie ich. Genauso unverhofft wie der rosarote Mädel-Sirup ist mir nämlich seine Kräuterwanderung in den Schoß gefallen, Blog sei Dank. An dieser Stelle: Danke, liebes Sonnentor-Team, für die Einladung. Und vielen Dank, Katha, für deine Empfehlung. Die Zeit mit Wolf-Dieter Storl war beeindruckend, inspirierend, ursprünglich. Aber leider viel zu kurz. Die Brennnessel sei eine seiner Lieblingspflanzen, erzählte er, sie hole uns auf den Boden zurück, wenn wir Gefahr laufen, abzuheben, sie mache uns wach, bringe uns unmittelbar und mit großer Kraft ins Hier und Jetzt. Wolf-Dieter Storl ist der Meinung, Pflanzen kommen zu genau jenen Menschen, die sie brauchen. Dann schleichen sie sich in Träume, machen auf sich aufmerksam, drängen sich förmlich auf. Vor einigen Jahren kam die Brennnessel zu mir und ich überlege nun, weshalb. Bestimmt will sie mir helfen, wobei auch immer. Vielleicht kam sie aber auch nur deshalb, um mir meinen Traum von einem eigenen Buch zu erfüllen? Brennnesselsirup Ab Juni blühen die Brennnesseln – jetzt ist es Zeit, den Sirup anzusetzen. Zutaten für etwa 2 Liter Sirup 1 Liter Wasser 2 kg Zucker 15 Triebe der blühenden Großen Brennnessel (die obersten 25 cm der Pflanze) 1 unbehandelte Zitrone, in dünne Scheiben geschnitten 15 g Zitronensäure 1. In einem großen Topf Wasser mit Zucker erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat, dann abkühlen lassen. 2. Brennnesseltriebe, Zitronenscheiben und Zitronensäure zum Zuckerwasser geben und gut vermischen. 3. Den Deckel auf den Topf geben und den Sirup drei Tage lang ziehen lassen, dabei hin und wieder umrühren. 4. Sirup durch ein feines Sieb gießen, in saubere Flaschen abfüllen und gut verschließen. P.S.: In echt ist übrigens gerade die Lieblings-Redewendung vom Minimädel. Sie kommt derzeit beim kleinsten Anflug von mütterlichem Zweifel zum Einsatz, ganz egal, worum es geht. Niedlich ist das. P.P.S.: Turbohausfrau, wo warst du? Sag nicht, du warst da und ich hab‘s nicht gecheckt.