Ich wollte einen kleinen, handlichen Webstuhl haben, ausgerüstet mit Tritten, weil mir die Handhabung von Hebeln einfach zu langsam geht und mit Kontermarsch für eine gute Fachbildung. Ich wusste, dass mir 6 Schäfte und Tritte reichen würden, da ich die einfacheren Bindungen bevorzuge. Ich mag sehr, sehr gerne die Klarheit der Leinenbindung, einfachen Köper und seine Abwandlungen und habe festgestellt, dass ich tatsächlich öfter 6-schäftige Muster webe als 8-schäftige. Erfreulicherweise stehen mir einige andere Webstühle zur Verfügung, wenn ich eine höhere Schaftanzahl benötige. Wer möchte, kann aber diesen Webstuhl auch als 8-Schäfter bauen. Die Tiefe des Webstuhls sollte dafür ausreichen. Es müssten die Seitenteile entsprechend verbreitert und weitere Maße angepasst werden, um die zusätzlichen Wippen, Schäfte und Querschemel unterzubringen. Um die beiden fehlenden Tritte aufzunehmen reicht eine Verlängerung der Achse. 80 cm Webbreite reichten mir, erfahrungsgemäß ist das ein gutes Maß, wenn man gern Stoffe für Kleidung webt. Desweiteren sollte mein neuer Webstuhl eine Hängelade haben, weil man einen besseren Blick auf den jeweils letzten Anschlag hat als mit einer Standlade und ich finde es einfacher, ein lockeres Gewebe mit einer leichten und schwingenden Lade zu erzielen. Die Kammlade sollte so gebaut sein, dass sie auch längere Kämme aufnehmen kann, so dass es möglich ist, Kämme von größeren Webstühlen mitbenutzen zu können. Außerdem wollte ich gern einen eingebauten Reedekamm haben, ähnlich wie ich es von meinem kleinen Louet Webstuhl kenne. Es hat mir immer eingeleuchtet, dass es durch die Positionierung des Reedekamms unnötig ist, beim Bäumen die Schäfte zu entfernen. Also haben mein Mann und ich uns ein paar Gedanken gemacht, wie das Ganze aussehen könnte und aus ein paar vorhandenen Materialien und zugekauftem Holz einen eigenen Webstuhl entworfen und gebaut, dem ich, nach meiner Großnichte, den Namen Lotta gegeben habe. Auf der Zeichnung und dem folgenden Foto kann man gut den Grundaufbau des Webstuhls erkennen, der aus drei Hauptteilen besteht. Das Herzstück bildet ein Webrahmen mit seinen drehbaren Bäumen, den Streichbäumen und einem Verstärkunggsholz im hinteren Bereich. Dieser Rahmen steht auf einem Unterteil mit Tritten, das auch die Querschemel aufnimmt und darauf aufgesetzt ist der Überbau mit dem Kontermarsch und den Aufnahmen für die Hängelade. Der Rahmen Im vorausgegangenen Blogbeitrag habe ich geschrieben, dass wir noch Holzteile für den Nachbau eines Kothe Nordia Tischwebstuhls im Keller hatten, und dass wir diese für den Bau des neuen Webstuhls genutzt haben. Wer einen solchen Webstuhl hat und ihn umbauen möchte, kann sich einen Teil der Arbeit also sparen. Nachbau des Kothe Nordia Tischwebstuhsl von Varpapuu Der Rahmen setzt sich zusammen aus den zwei Seitenstücken, die man aber nicht unbedingt, wie hier geschehen, aus jeweils 3 Teilen zusammensetzen muss, sondern auch aus einem Brett sägen kann. In die runden Löcher werden Kettbaum und Warenbaum gesteckt, oben werden die Streichbäume angeschraubt. Unter den Kettbaum wird noch eine Verstärkung in den gleichen Abmessungen wie die Streichbäume geschraubt. Diese Verstärkung befand sich ursprünglich auch unter dem Warenbaum, wir haben sie dort aber weggelassen, weil ich mit den Knien dort angestoßen wäre und wir den Webstuhl lieber niedrig halten wollten. Material für den Rahmen 2 Seitenteile im vorliegenden Fall sind die Endstücke 28 mm, das Mittelstück 20 mm stark 2 Streichbäume und 1 Verstärkungsholz je 40 x 30 x 860 mm 2 Bäume, Durchmesser 32 mm, Länge 940 mm, mit 5 Bohrungen für die Anlängerschnüre bei 100 - 285 - 470 - 655 - 840 mm 2 Sperrklinkenräder mit Handgriffen und Sperrhaken Die Zahnräder hat seinerzeit ein Schreiner für uns angefertigt. Ich habe sie - wie den ganzen Rahmen - benutzt, weil ich sie noch hatte und weil sie sich bei unserem Kothe Nordia Nachbau bewährt hatten. Man kann sich aber aus einem passenden Material wie Sperrholz, Hartholz, Metall oder auch Kunststoff durchaus selber, anders gestaltete Sperrklinkenräder und dazu passende Sperrhaken aussägen. Für den Post über den Bau eines Webrahmens hat mein Mann die folgende Anleitung verfasst, die man natürlich auch nutzen kann, wenn das Rad ein wenig größer sein soll. Wie erhalte ich die Kontur für ein Sperrklinkenrad? Der Kreis könnte z.B. 100 mm groß sein und als Material würde sich 10 mm starkes Sperrholz eignen. Wir haben die Zahnräder auf der rechten Seite montiert, links ist nur eine Platte angeschraubt, die den Baum am Herausfallen hindert. Der Griff ist ans Zahnrad geschraubt und dieses ist auf eine Verjüngung am Ende des Baum aufgesteckt und festgeleimt worden. Die Zahnräder und ihre Sperrhaken sind so angebracht, dass Kette und Gewebe so aufgerollt werden, dass man die Kettleisten beim Bäumen und beim Abdecken des Anlängerstabs und der Anlängerschnüre einfach von vorne einlegen kann, was ich wesentlich praktischer finde. Das Bild veranschaulicht die Situation am Viktoria Webstuhl von Glimåkra, bei dem ich mir das abgeguckt habe. Hier sieht man zudem eine preiswerte Alternative für Kettleisten. Ich kaufe alte Innenjalousien aus Holz, deren Lamellen ich auf die jeweils passende Länge für meine Webstühle schneide. Das Unterteil des Webstuhls Um eine gute Standfestigkeit zu gewähren, haben wir eine geschlossene Rahmenkonstruktion für den Unterbau gewählt, die im vorderen Bereich die Aufnahmen für die Tritte hat. Bei kleineren Webstühlen ist es wesentlich praktischer die Tritte vorne anzulenken, da das ganze Unterteil dann nicht so hoch gebaut werden muss. Das linke Seitenteil ist hier bereits einfach von außen angeschraubt worden. Dieses Seitenteil hat im mittleren Bereich schon die Aufnahmen für die Achse der Querschemel, die dem rechten Seitenteil fehlen. Beide Seitenteile haben die aufgesetzte obere Leiste, sie dient als Träger für den eigentlichen Webrahmen. In die oberen Ausschnitte der Seitenteile wird später der Kontermarschaufbau gesetzt. Hier sind bereits die Tritte eingesetzt. Um die Achse dafür in den geschlossenen Rahmen zu setzen, hat das rechte Rahmenteil ein kleines Bohrloch, natürlich könnt ihr das Loch auch links oder an beiden Seiten anbringen. Die Achsen der Tritte und Seitenschemel haben am Ende je eine kleine Durchbohrung, in die ein Splint gesteckt wird, so dass sie nicht aus ihren Halterungen rutschen können. Es hat sich gezeigt, dass sich die Tritte besser treten lassen, wenn sie einen etwas größeren Abstand voneinander haben. Das ist in den Planzeichnungen bereits berücksichtigt. Dadurch sind die Einkerbungen der beiden mittleren Tritte, die auf den Fotos zu sehen sind, dann nicht mehr nötig. Nun sind auch alle Querschemel auf die dafür vorgesehene Achse aufgefädelt. Wenn man einen Webstuhl klein halten will, also auch niedrig, ist es sinnvoll, die Querschemel für Senkung und Hebung auf einer Ebene anzubringen, statt wie üblich übereinander. Der Rita Webstuhl ist so gebaut und hat ein Fach, das sich sehr gut öffnen lässt. Auch der Kaorin kangaspuut und der Aktiv Webstuhl von Glimåkra haben diese Art der Anbringung der Querschemel. Diese beiden Zeichnungen zeigen die Maße für die Querschemel und Tritte. Wenn ihr andere Grundmaße für den Webstuhl nehmt, andere Holzstärken benutzt oder einen 8-Schäfter baut, ist es natürlich nötig alle Maße anzupassen, das gilt besonders für die Platzierung der Löcher für die Schnüre zwischen Querschemeln und Tritten und des mittleren Lochs in den Querschemeln. Die Tritte für meinen 6-schäftigen Webstuhl haben 12 statt 6 Löcher. Das ist so eigentlich nicht üblich und war ursprünglich ein Versehen meines Mannes, der einfach von den 12 Querschemeln zu den Tritten runtergelotet hat und alles mit Bohrungen versehen hatte, bevor ich Zeit hatte, einen Blick darauf zu werfen. Tatsächlich habe ich dann festgestellt, dass es enorm praktisch ist, für jeden der Querschemel das passende Loch zu haben, man kann so viel einfacher abzählen beim Anknoten. Die Schnüre vom Schemel Nr. 1 kommen immer ins 1. Loch, von Nr. 2 ins 2. Loch , von Nr. 3 ins 3. Loch usw. Man kommt nicht so leicht durcheinander als wenn man die beiden Querschemel von Schaft 1 mit der ersten Lochreihe verbinden müsste. Material für das Unterteil 4 Kanthölzer für den Grundrahmen 2 Seitenteile 2 kleine Holzleisten, die den Grundrahmen tragen 2 Aufnahmen für die Achse der Querschemel 12 Querschemel aus Buchenholz 3 Aufnahmen für die Achse der Tritte 6 Tritte aus Buchenholz je 1 Achse aus 8 mm Rundstahl für die Tritte und die Querschemel 4 passende Splinte Der Überbau mit Kontermarsch und Hängelade Der Überbau besteht im Wesentlichen aus 2 Seitenteilen, die in den Ausschnitt der unteren Seitenteile gesetzt und wie diese am Rahmen verschraubt werden. Anders als auf dem Foto sollte auch der Unterbau mit 2 Schrauben befestigt werden, uns fehlte zum Zeitpunkt der Aufnahme noch die passende Größe. Im oberen Bereich werden die Seitenteile hinten und vorne durch ein Brett verbunden, diese Konstruktion bildet den Kasten für den Kontermarsch. Den Bau eines Kontermarsch habe ich in einem früheren Blogpost schon einmal ausführlicher behandelt. Auf den Seitenteilen ist hochkant je in Brett angebracht, das nach vorne herausragt, und an dem seitlich, innen, die Aufnahmen für die Hängelade angebracht sind. Der kleine Überstand vor dem Kerbenblock für die Hängelade soll noch für eine LED-Lichtleiste genutzt werden. Diese Zeichnung zeigt u.a. die Bemaßung der 12 Kontermarschwippen und insgesamt 12 Schaftlatten. Die Kontermarschwippen haben jeweils eine Bohrung in der Mitte für die Achse der Wippen und eine an der äußeren Seite für die Feststeller. Die Mittelachse haben wir fest eingebaut, die Feststeller kann man einfach einstecken und rausnehmen. Die Schaftlatten haben Löcher an ihren Außenkanten, hier kann man während des Litzeneinzugs Schaftnadeln einsetzen und später eine Fadensicherung einziehen, damit die Litzen seitlich nicht abrutschen. Die oberen Schaftlatten werden bei mir noch kleine Hakenschrauben bekommen, in die ich die Texsolvschnur, die von den äußeren Wippen kommt, einhaken kann. Momentan habe ich die Schnur einfach in die Löcher gefädelt, das ist auf die Dauer aber nicht so praktisch, wenn man die Litzenmenge oder auch die Höhe der Schäfte verändern will. Ich verwende übrigens in diesem Webstuhl Texsolv Litzen 280/12. Die unteren Schaftlatten haben ein längsgehendes Mittelloch, das die Schnur aufnimmt, die von der Mitte der Wippen ausgeht. Die seitlich angebrachten Aufnahmen für die Hängelade sollten aus Hartholz sein, hier ist es Buche, sie haben mehrere Vertiefungen, so dass es möglich ist, weiter nach vorne oder hinten zu hängen. Für eine Höhenverstellung haben wir nichts vorgesehen, deshalb rate ich dazu, zu prüfen, ob ein gespannter Faden, der über die Streichbäume läuft, mittig durch den Kamm kommt und danach, die genaue Stelle für die seitlichen Aufhängungen der Kammlade oder alternativ den Platz für das Kerbenblöckchen zu bestimmen. Auch die Schwingarme der Lade sind aus Buchenholz gesägt, die Aufhängungen aus Metall gefertigt. Mein Mann hat dafür ein Stück einer 8 mm starken Gewindestange in das Holz eingesetzt und auf den überstehenden Teil einen Rohrabschnitt mit einem Durchmesser von 10 mm geschoben. Es ist wichtig, dass die Lade wirklich senkrecht hängt, damit kein schiefes Gewebe entsteht, darum sollte hier sehr sorgfältig gearbeitet werden. Auf dem oberen Bild kann man sehen, dass es bei der Konstruktion der Lade möglich ist, auch längere Kämme zu nutzen. Das ist sehr praktisch und leider ist das nicht bei allen kleinen Webstühlen der Fall. Hier sieht man die Kammlade von hinten. Oben haben die senkrechten Teile ein Langloch, damit man die Kämme gut einsetzen kann. An dieser Stelle wäre es sinnvoll, eine Flügelmutter anzubringen, damit man dafür kein Werkzeug braucht, wir hatten leider keine passende zur Hand und werden auch das natürlich nachrüsten. So sieht das Ganze von der Seite aus. Weil Kämme durchaus unterschiedlich dicke Bünde haben, ist es sinnvoll, die Nuten, in die der Kamm geklemmt wird, anzuschrägen, so passen alle Größen hinein. Nun fehlt noch der Reedekamm, der auf der hinteren Querleiste des Kontermarschkastens sitzt. Weil ich den relativ kurzen Reedekamm auch bei meinen anderen kleinen Webstühlen einsetzen wollte, haben wir ihn abnehmbar gemacht. Er wird einfach auf einen, in den Kontermarschkasten eingesetzten Stift gesetzt, der auch den Deckel hält. Der Kamm selbst besteht aus einer Leiste, die im Abstand von 1 cm mit kleinen Metallstiften bestückt ist, die 30 mm hoch herausragen. Auch wenn man kleine Nägel nimmt, sollten die Löcher für die Stifte vorgebohrt werden, da das Holz sonst zu leicht reißt. Wir haben die Stifte zusammen mit einem Tropfen Holzleim eingetzt. Die Leisten, die wir benutzt haben sind nut 10 mm stark, ich würde mittlerweile die untere etwas höher machen, um so den Reedekamm höher zu setzen, damit sich die Kettfäden nicht mit den Steckern in den Wippen verheddern können. Der Deckel, den man vorne sieht, hat einfach einen Längsschnitt bekommen. Material für den Überbau und die Lade 2 Seitenteile 2 Querhölzer für den Kontermarschrahmen, Buchenholz 12 Kontermarschwippen 2 Achsen für die Kontermarschwippen aus 8 mm Rundstahl 2 Feststeller, z.B. aus 6 mm Rundstahl 12 Schaftlatten aus leichtem Holz (Fichte, Kiefer) 2 Aufnahmen für die Hängelade, Buchenholz 2 Seitenteile für die Hängelade, Buchenholz 2 Hölzer für die Kammaufnahme der Hängelade 2 Gewindestangen, 8 mm Durchmesser, 49 lang 2 Metallhülsen, 10 mm, 20 mm lang Zum Webstuhl braucht man nun natürlich noch eine passende Bank. Ich bin 1,70 m groß und komme mit der gezeigten Höheneinstellung gut klar. Für größere und kleinere Menschen ist die Bankhöhe leicht verstellbar. Dazu müssen nur die beiden Schlossschrauben entfernt werden, dann werden die Rundhölzer in der gewünschte Höhe eingeschoben und wieder befestigt. Die meisten Teile des Webstuhls sind aus Nadelholz gebaut. Damit der Kontermarsch gut funktioniert, ist es wichtig, dass die Schäfte nicht zu schwer sind. Die Wippen, Querschemel und Tritte sind aus dem schwereren Buchenholz, die Schaftlatten aus leichtem Nadelholz. Bei unserem Prototyp waren die Schaftleisten auch aus Buche und dadurch so schwer, dass die Kontermarschwippen nicht in Waage blieben sondern absackten, nachdem ich die Feststeller der Wippen gezogen hatte. Nach der Materialänderung für die Schaftlatten steht der Kontermarsch auch, ohne dass überhaupt eine Kette aufgezogen ist. Ich weiß, dass in manchen Fällen nur die Kette dafür sorgt, dass die Wippen nicht zu tief fallen, was für die Kette selbst aber eine unnötige Belastung darstellt. Für die Seitenteile der Kammlade haben wir auch Buchenholz genommen, weil wir hoffen, dass es sich nicht so leicht verzieht. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, jede einzelne Schraube anzugeben und hoffe, dass sich keine Meßfehler eingeschlichen haben. Die Angaben beschreiben meinen Webstuhl und kleine Änderungen an einer Stelle können weitere nach sich ziehen. Darum empfehle ich, meinen Angaben nicht blind zu folgen, sondern stets den eigenen Bau im Auge zu behalten. Wer noch Fragen hat, kann mich gern per E-Mail kontaktieren, meine Mailadresse findet ihr im Impressum. In meinem nächsten Blogpost zeige ich, wie ich die Verschnürung des Webstuhls mache, eine Kette aufziehe und webe.