Sandro Botticelli (Alessandro di Mariano di Vanni Filipepi), Florenz 1445 - 1510 Primavera / Der Frühling / Allegory of Spring (ca. 1482) Sandro Botticelli erlernte zuerst das Goldschmiedehandwerk und wurde dann Schüler von Fra Filippo Lippi. Sein Werk zeigt Einflüsse von Andrea del Verrocchio, Antonio del Pollaiolo, Perugino und Ghirlandaio. Botticelli arbeitete überwiegend in seiner Heimatstadt Florenz, wo er wichtige Impulse vom Kreis der Humanisten um Lorenzo de'Medici, Il Magnifico, erhielt, und zum führenden Maler der Stadt wurde. Das Gemälde wurde zwischen 1477 und 1478 von Lorenzo di Pierfrancesco de'Medici für seine Villa in Castello in Auftrag gegeben. Im Zentrum des Gemäldes steht vor einem Myrtenstrauch Venus als Symbol der Liebe und der Kraft von Natur und Kosmos. Über ihr schwebt Amor, der mit Pfeil und Bogen auf die drei tanzenden Grazien zielt. Rechts verfolgt der Frühlingswind Zephir die Nymphe Chloris, der bereits die ersten Blüten aus dem Mund wachsen, bevor sie sich in die in einem Blütenkleid gewandte Flora, die Personifikation des Frühlings, verwandelt. Ganz links hebt Merkur seinen Daduceus, den geflügelten und von zwei Schlangen umschlungenen Stab, um die Wolken zu verjagen, damit sie den Frühling nicht stören. Der Rasen, auf dem die Figuren stehen oder fast zu schweben scheinen, ist mit 190 blühenden Pflanzen übersät, von denen etwa 130 als Blumen identifiziert wurden, die im Frühling in der Toskana blühen. Es gibt die unterschiedlichsten Deutungen des Bildinhalts, dem möglicherweise Inspirationen aus den Oden des Horaz oder der Fasti des Ovid zu Grunde liegen. Eine Interpretation, die auf der neuplatonischen Philosophie und insbesodnere den Schriften des Marsilio Ficino basiert, sieht folgendes in diesem rätselhaften Gemälde: Venus steht im Zentrum als Verkörperung der tugendhaften Intellektualität, die den Menschen von den Sinnen (Zephyr, Chloris und Flora) weg und über die Vernunft (die drei Grazien) bis zur Kontemplation (Merkur) erhebt.