Awareness – the Heart of Zen. HKD Stille und Gewahrsein, das Gold des Zen Ich fühle mich zur Stille hingezogen. Die Stille des Geistes ist für mich leichter zu erreichen, wenn ich auch im Außen einen Rahmen der Stille um mich habe. Dann kann ich sitzen, meditieren, schauen… schauen… Es muss allerdings Gewahrsein und einen bewussten Mechanismus geben, diese Stille zugunsten der Lebendigkeit wieder zu verlassen, also das zu tun, was die alten Meditations-Meister mit „zurück auf den Marktplatz“ meinen. Ist das Ego durch Meditation und Alleinsein erst einmal in den Hintergrund getreten und wird der Zustand der Stille als Glückseligkeit erfahren, dann haben transzendente Kräfte eingesetzt, die den Geist weiterhin von seinen illusionären Anhaftungen entschleiern. Das Ego mit seiner verdichteten Schwingung aus Sorgen, Schmerzen und Zweifeln erscheint unattraktiv gegenüber dem inneren Frieden, der im Zentrum des Geistes herrscht, wobei dieses Zentrum eine Geistesverfassung ist. Befinde ich mich in einer geistigen Verfassung der Stille, fühle ich mich zuhause. Befinde ich mich in einer Verfassung der lebendigen Bezogenheit auf äußere Objekte, auf Menschen, Tiere, Maschinen, fühle ich mich freiwillig gebunden und lebendig am Leben teilnehmend. Fühle ich mich nicht freiwillig beteiligt, spüre ich Widerstand und Stress, verliere ich zunehmend die Fähigkeit der Beobachtung und begehe im Extrem Handlungen, die ich wie in Trance ausführe, so, als hätte mich eine höhere Macht ergriffen, die ich als Begeisterung spüre oder als rasende Wut. Engel oder Teufel kommen hier ins Spiel und beide Begriffe sind Ausdruck der Erfahrung, dass einige Menschen freundlich und andere wiederum unfreundlich handeln. Der Volksmund kennt Fragen wie: „Was ist nur ihn gefahren?“ Oder: „von welchem Teufel wird der denn geritten?“ Heftige Emotionen verdunkeln meinen Geist und die Erlebnisse laufen wie in einem Rausch ab aus dem ich dann mit einem Kater erwache. Ich stelle mir dann Fragen wie: „Warum habe ich das getan?“ Oder „Wie konnte das nur passieren?“ Hier hin gehören Begriffe wie: Ausgerastet, durchgedreht, außer sich, nicht er selbst, besessen und so weiter. All diese Begriffe sind der entgegen gesetzte Pol von Stille, Leere und Nichts. Stille und mit ihr das Gefühl der Zeitlosigkeit (Prinzip der Passivität) wachsen oder nehmen gegenüber der Lebendigkeit (Prinzip der Aktivität) proportional ab, vergleichbar mit Ebbe und Flut oder Tag und Nacht. Die dynamischen Prozesse in mir kann ich vergleichen mit den Gefühlen die durch den wechselnden Mond hervorgerufen werden. Viele Menschen glauben, der Vollmond habe Einfluss auf ihre emotionale Befindlichkeit. Auch Horoskope sprechen von wechselnden Energien wenn sich der Stand der Planeten ändert. Auf Flut folgt wieder die Ebbe. Stille, Ruhe und das Gefühl von Ewigkeit treten wieder ein. Die innere Seligkeit kehrt zurück, der schwebende, freie und ungebundene Geisteszustand. Sorgen, emotionale Prozesse, Gedanken, Planen, Bedenken, alles kommt zur Ruhe. An einem bestimmten Punkt halten sich Tag und Nacht die Waage. (Buddhas Augen zeigen für mich durch ihre Halböffnung diesen Aspekt in bildlicher Darstellung.) (Die meisten Menschen gehen aber schon vorher in den Schlaf über.) Und dann fällt plötzlich etwas ein. Inspiration. Ideen. Botschaften von der „anderen Seite“, dem höheren Selbst. Aus einem Zustand des Einfallsreichtums (Lakshmi – Fülle) wie diesem heraus schreibt ein Mystiker wie Rumi eine Flut von Gedichten über die Liebe und den Geliebten. Zen Meister skizzieren den Zustand der „Entrücktheit“ ebenso treffend, allerdings typisch (A5) wortkarg, wie in diesem Fall Meister Basho: „Der alte Teich. Ein Frosch springt hinein. Plop.“ HKD Digital Art – own resources HKD